So sortierst du die Kräfte, die auf deine Organisation wirken

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TL;DR: Je mehr Perspektiven wir in strategischen Entscheidungen berücksichtigen, desto aufwändiger wird es, die möglichen Auswirkungen einzuschätzen. Mit dem Dark Horse Strategie-Hexagon können wir die vielfältigen Kräfte, die in und auf ein Unternehmen wirken, abbilden und analysieren. In diesem Artikel nehmen wir verstärkt die Umwelt des Hexagons in den Blick und finden heraus, wie sich eine Organisation im Spannungsfeld von Shareholder- und Stakeholder-Interessen positionieren kann. 

Und pufffff….da war das Geld weg am Aktienmarkt. Trotz Donald Trumps vorheriger Ankündigungen, weltweite Importzölle erheben zu wollen, reagierten die Börsen auf deren tatsächliche Einführung mit teilweise ungekannten Kursstürzen. Und viele Menschen fragen sich: Wie ist das möglich, dass die erratische Entscheidung eines Einzelnen Unternehmen auf der ganzen Welt in Bedrängnis bringt?

Wie so oft liefert uns auch in diesem Fall das Strategie Hexagon einige Antworten. Denn anders als andere Frameworks nimmt das Hexagon nicht nur das Innere einer Organisation in den Blick, sondern schaut auch auf die Kräfte, die von außerhalb wirken. Regulatorische Eingriffe (wie z.B. Strafzölle) gehören auch dazu.

Grund genug also, in diesem Artikel einmal genauer auf die Umwelt des Hexagons einzugehen.

Kundschaft und Wettbewerb: Die Kraft des Marktes

Eine der stärksten externen Kräfte, die auf eine Organisation einwirken, ist der Wettbewerb. Er arbeitet als Motor für die Leistungsfähigkeit einer Organisation, indem er Innovation fördert und Standards setzt, die den Markt in Bewegung halten. Kundenwünsche spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie lenken die strategische Ausrichtung und Produktentwicklung. Die Fähigkeit einer Organisation, auf diese Signale zu reagieren und ihre Angebote zu optimieren, ist entscheidend für ihren langfristigen Erfolg. In der heutigen dynamischen Marktwirtschaft bleibt dieser Druck konstant hoch.

Im Dark Horse Strategie-Hexagon wird dieser Faktor im Außenbereich Kundschaft & Wettbewerb abgebildet. Der Bereich zeigt, dass die Organisation ständig mit äußeren Erwartungen konfrontiert ist, die sie zu Weiterentwicklung und Differenzierung anregen – oft schneller, als es ihnen lieb ist.

Der Druck steigt durch neue Marktteilnehmer und disruptive Technologien, die das traditionelle Geschäft infrage stellen. Gerade in globalisierten Märkten müssen Organisationen nicht nur mit regionalen Konkurrenten, sondern auch mit internationalen Akteuren mithalten, die oft andere Produktionskosten und strukturelle Voraussetzungen haben. Das schmerzt besonders dann, wenn Kunden gleichzeitig ethischere und nachhaltigere Produkte fordern, die Investitionen in umweltfreundlichere Produktionsmethoden bedürfen.

Das Strategie-Hexagon als Werkzeug der Markt-Navigation

Indem wir die komplexe Wechselwirkung zwischen Kundenerwartungen und Wettbewerbsdruck visualisieren und strukturieren, können wir als Führungskräfte klarer sehen, wo die größten Herausforderungen und Chancen liegen. Das Hexagon hilft dabei, ein Gleichgewicht zwischen Anpassung und Authentizität zu finden.

Mitarbeitende als Träger von Werten und Menschlichkeit: Die Kraft der internen Integrität

Die Mitarbeitenden einer Organisation leisten mehr als ihre bloße Arbeitskraft. Sie bringen ihre Werte, ihre Persönlichkeit und ihre Ansprüche an Menschlichkeit mit. Anders als der Markt oder externe Regulierungen wirken Mitarbeitende also von innen heraus auf ihr Unternehmen ein. Das Dark Horse Strategie-Hexagon berücksichtigt diesen Einfluss vor allem in den Innenbereichen Kultur und Kompetenz

Beim Ausfüllen des Hexagons zeigt sich, dass die Mitarbeitenden oft die treibende Kraft sind, wenn es darum geht, die Organisation im Sinne von Integrität, Respekt und Verantwortung zu formen. Schenkt man ihnen Gehör, tragen sie dazu bei, dass ein Unternehmen nicht nur auf wirtschaftliche Ziele fokussiert ist, sondern auch moralische und ethische Standards erfüllt. 

Diese interne Wertebasis wirkt sich auf das Handeln der Organisation aus und kann sie in Zeiten sozialer und ökologischer Herausforderungen stabilisieren. Mitarbeitende, die sich mit den Zielen und Werten ihrer Organisation identifizieren, sind oft motivierter, produktiver und loyaler. Ihre Erwartungen und Ansprüche beeinflussen die strategischen Entscheidungen der Organisation unmittelbar – insbesondere dann, wenn sie über unverzichtbare Fachkenntnisse und Kompetenzen verfügen. 

Die Herausforderung für die Organisation besteht darin, diese Kraft anzuerkennen und zu fördern, um ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem wirtschaftliche Ziele und ethische Standards Hand in Hand gehen.

Partnerschaften und Lieferanten: Die Kraft der Netzwerke

Starke Partnerschaften und ein stabiles Lieferantennetzwerk entlasten eine Organisation nicht nur operativ, sondern stärken auch ihre strategische Flexibilität. Im Dark Horse Strategie-Hexagon wird dieser Einfluss unter Partner*innen & Lieferant*innen dargestellt.

Partnerschaften als externe Impulse und strategische Treiber
Aus einem professionellen Verhältnis mit Zulieferern und anderen strategischen Partnern entstehen mit der Zeit nicht selten enge und vertraute Beziehungen zu Menschen, die man gerne Mal auf einen Kaffee oder eine ausgedehnte Mittagspause trifft. Das ist nicht nur gut für die Seele: Denn so ein lockerer Austausch über neue Trends und Branchenthemen kann auch spannende Insights und Perspektivwechsel zutage fördern. So wirkt das Netzwerk von Partnern auch als eine externe Kraft, die die Organisation antreibt, sich weiterzuentwickeln und ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.

Darüber hinaus können Partnerschaften die Organisation stabilisieren. In einem volatilen Marktumfeld, in dem sich Rahmenbedingungen schnell ändern, bieten zuverlässige Netzwerke Sicherheit. Das schafft einen Puffer, der es der Organisation ermöglicht, auch in Krisenzeiten flexibel zu agieren und handlungsfähig zu bleiben. Im Hexagon symbolisiert dieser Bereich daher mehr als nur eine unterstützende Funktion: Er stellt eine unverzichtbare Kraft dar, die Resilienz der Organisation nachhaltig stärkt.

Die Kraft von Partnerschaften für ethische und nachhaltige Ausrichtung
Partnerschaften können auch eine ethische und soziale Kraft auf die Organisation ausüben, indem sie deren Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeitsstandards beeinflussen. Unternehmen, die mit sozial und ökologisch verantwortungsbewussten Lieferanten zusammenarbeiten, sehen oft die positiven Effekte in ihrer eigenen Organisation – sei es in Form von gestärkter Mitarbeitermotivation oder einer veränderten Wahrnehmung bei Kunden und Investoren. Partnerschaften, die auf ethischen Standards beruhen, motivieren die Organisation dazu, selbst nachhaltigere und verantwortungsbewusstere Entscheidungen zu treffen. So wirken diese Verbindungen wie ein moralischer Kompass, der die Organisation in Richtung einer werteorientierten Geschäftspraxis lenken kann.

Netzwerke als Wachstums- und Innovationskatalysatoren
Schließlich stellen starke Partnerschaften eine treibende Kraft für das Wachstum und die Innovationsfähigkeit der Organisation dar. Durch die enge Zusammenarbeit mit Partnern können Organisationen Ressourcen und Fachwissen effizienter bündeln, neue Märkte erschließen und innovative Projekte schneller umsetzen. Diese gemeinsamen Projekte erweitern nicht nur die Reichweite der Organisation, sondern fördern auch ihre interne Kultur der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs.

Das Dark Horse Strategie-Hexagon zeigt, dass „Partnerinnen & Lieferantinnen“ weit mehr sind als bloße externe Ressourcen. Sie wirken wie eine Kraft, die die Organisation sowohl in stabilisierender als auch in strategisch wachstumsorientierter Weise beeinflusst. Indem sie kontinuierlich neue Impulse einbringen, bieten sie der Organisation eine stärkende Grundlage, die sowohl Stabilität als auch Agilität in einer dynamischen Marktlandschaft fördert.

Shareholder-Erwartungen und der Drang nach Wachstum: Die Kraft des Profits

In kapitalorientierten Wirtschaftssystemen sind Shareholder eine der stärksten Kräfte, die auf eine Organisation einwirken. Sie stellen das Anliegen nach finanzieller Rendite und Wachstum in den Vordergrund und treiben damit Entscheidungen an, die auf die Maximierung des Unternehmenswertes und der Kapitalrendite abzielen. Im Dark Horse Strategie-Hexagon wird dieser Einfluss im Bereich „Shareholder“ dargestellt – als eine dynamische Kraft, die nicht nur die Gewinnorientierung der Organisation lenkt, sondern oft auch deren strategische Ausrichtung und Prioritäten maßgeblich beeinflusst.

Shareholder als Wachstumsmotor und Herausforderung
Shareholder-Erwartungen wirken wie ein ständiger Antrieb, die Leistung der Organisation zu steigern und schnellere Wachstumsziele zu erreichen. Dieser Drang nach Wachstum bringt Unternehmen dazu, Märkte aggressiver zu erschließen, ihre Effizienz zu optimieren und ihre Gewinne kontinuierlich zu steigern. In einem Umfeld, das auf schnelles finanzielles Wachstum fokussiert ist, kann diese Wachstumsorientierung jedoch eine Organisation auch stark unter Druck setzen. 

Profitdruck und die Gefahr des „Kurzfristdenkens“
Ein starker Fokus auf kurzfristige Gewinne und Shareholder-Rendite kann zu einem sogenannten „Kurzfristdenken“ führen, das Entscheidungen und Prozesse stark auf schnelle Resultate trimmt. Dieser Druck kann die Organisation dazu verleiten, auf längerfristige Investitionen und Nachhaltigkeitsstrategien zu verzichten oder diese zu verzögern. So eine einseitige Fokussierung läuft Gefahr, interne Spannungen erzeugen. Denn Mitarbeitende und Führungskräfte haben in der Regel das Bedürfnis, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur finanziell sinnvoll sind, sondern auch die langfristige Vision und die ethischen Standards der Organisation respektieren. Somit stellen die Shareholder-Erwartungen sowohl eine treibende Kraft für Innovation und Performance als auch ein Risiko für gesundes Wachstum dar.

Shareholder-Erwartungen als Balanceakt
Während die Erwartungen der Shareholder klare finanzielle Ziele und Wachstumsstrategien vorgeben, können sie auch als eine Art „Leitplanke“ agieren, die die Organisation dazu zwingt, sich finanziell zu disziplinieren und profitabel zu wirtschaften. Eine Organisation, die langfristig erfolgreich sein will, muss also die Balance zwischen kurzfristiger Gewinnmaximierung und nachhaltigem Wachstum finden. Der Balanceakt besteht darin, diese Erwartungen zu erfüllen und dabei dennoch eine langfristige Strategie zu verfolgen, die nicht nur dem reinen Profit dient, sondern die Organisation als Ganzes stärkt.

Das Dark Horse Strategie-Hexagon verdeutlicht die potenzielle Spannung zwischen den Erwartungen der Shareholder und den anderen strategischen Kräften, wie etwa den Bedürfnissen der Mitarbeitenden, der Kundschaft oder den Partnerschaften. Diese Spannungen können die Organisation herausfordern, innovativere Wege zu finden, um beides zu erreichen: Gewinnmaximierung und nachhaltiges Wachstum.

Regeln und Gesetze: Die Kraft gesellschaftlicher Rahmenbedingungen

Regulatorische Vorgaben umfassen eine Vielzahl an Regeln und Gesetzen, die den Handlungsspielraum von Unternehmen begrenzen, um öffentliche Interessen zu schützen – von Umweltstandards über Arbeitsschutzbestimmungen bis hin zu Vorgaben für fairen Wettbewerb. Im Dark Horse Strategie-Hexagon wird dieser Aspekt unter „Welt & Gesellschaft“ abgebildet.

Regulierung als Schutz und Leitplanke
Regulierungen sind im Kern ein Instrument, das sicherstellen soll, dass Unternehmen in einer Weise operieren, die dem Allgemeinwohl dient und negative Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft minimiert. Diese Vorschriften fungieren als Leitplanken, die verhindern sollen, dass Unternehmen ausschließlich ihren eigenen Interessen folgen, ohne die externen Effekte ihrer Entscheidungen zu berücksichtigen. So zwingen Regulierungen Organisationen, nicht nur nach Gewinnstreben zu handeln, sondern auch ethische und nachhaltige Standards zu berücksichtigen.

Für die Organisationen bedeutet das eine Zunahme an Komplexität: Sie müssen ihre strategischen Entscheidungen stets im Einklang mit diesen äußeren Anforderungen treffen und sicherstellen, dass sie gesetzliche Standards einhalten. Verstöße gegen regulatorische Vorgaben können finanzielle Strafen und Imageschäden nach sich ziehen und so die Existenz der Organisation gefährden. Damit wirke auch Regulierungen als ständige Kraft, die das Handeln und die strategische Ausrichtung der Organisation formt.

Der Einfluss von Industrieverbänden und Lobbyarbeit
Ein wichtiger Aspekt der Regulierung ist die Dynamik, die durch Industrieverbände und Lobbyarbeit entsteht. Unternehmen und Branchenverbände versuchen oft, die Regulierungen in ihrem Sinne zu beeinflussen, indem sie auf politische Entscheidungsträger einwirken. Diese Dynamik führt zu einem ständigen Spannungsfeld zwischen dem Schutz des Gemeinwohls und den Interessen der Industrie. Industrieverbände setzen sich einerseits für Markteintrittsbarrieren ein, die Wettbewerber fernhalten, und andererseits für Regeln, die ihnen einen Vorteil im internationalen Wettbewerb verschaffen.

Regulierung als Innovationsimpuls
Trotz ihrer einschränkenden Kraft kann Regulierung auch förderlich für Innovation sein. Unternehmen, die gezwungen sind, strenge Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten, entwickeln oft innovative Lösungen. So entstehen etwa nachhaltige Produktionsverfahren, neue Recycling-Methoden oder ressourcenschonende Technologien, die nicht nur den regulatorischen Anforderungen entsprechen, sondern auch das Potenzial bieten, langfristige Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

Regulierung als treibende Kraft für nachhaltiges Handeln
Letztlich dient Regulierung als eine Art „moralische Kraft“, die eine Organisation immer wieder an die Verantwortung erinnert, die sie gegeüber der Gesellschaft hat. Unternehmen, die proaktiv auf regulatorische Trends reagieren und sich nicht nur auf Mindestanforderungen beschränken, sondern freiwillig höhere Standards anstreben, gewinnen oft an Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei Kunden, Investoren und der Öffentlichkeit.

Das Hexagon verdeutlicht: Regulierung ist nicht nur eine Einschränkung, sondern eine Kraft, die Unternehmen dazu bewegt, ihre sozialen und ökologischen Verantwortungen wahrzunehmen und in strategische Vorteile umzuwandeln. Der Bereich „Welt & Gesellschaft“ erinnert Organisationen daran, dass sie Teil eines größeren Ganzen sind und in einem Umfeld agieren, das ihre Handlungen überwacht und moralische Verantwortung einfordert.

Fazit: Ein dynamisches Kräfteverhältnis im Wandel

Wir haben nun gesehen, wie die Umwelt und ihre vielfältigen Kräfte auf Organisationen einwirken und diese in verschiedene Richtungen ziehen. Wir wissen auch, dass das Dark Horse Strategie-Hexagon es möglich macht, einen diese Einflüsse übersichtlich und auf einen Blick zu visualisieren. Damit eignet sich das Framework hervorragend, um eine fundierte, gemeinsame Diskussion über die Rolle und den Umgang mit diesen Kräften in der Organisation anzustoßen.

 Bezogen auf die Frage des Economist, ob ein „neuer Patriotismus“ Einzug in die Geschäftswelt hält, können wir festhalten: Die Welt verändert sich kontinuierlich, und Unternehmen sind weit mehr als nur dem Einfluss der Shareholder ausgeliefert. Sie stehen im Spannungsfeld vieler Kräfte, die sich mit den gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verschieben und gegenseitig beeinflussen.

Die Zeiten sind spannend und herausfordernd – und erfordern ein neues Austarieren der Interessen und Kräfte. Organisationen müssen lernen, sich flexibel auf diese Dynamiken einzustellen, um auf lange Sicht nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich verantwortungsvoll zu handeln. Denn letztlich benötigen wir Organisationen, die eine lebenswerte Zukunft aktiv mitgestalten und sowohl kurzfristigen als auch langfristigen Interessen gerecht werden. Das Hexagon kann dabei als Werkzeug dienen, um diese Balance immer wieder neu zu auszutarieren und zu gestalten.

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