New Work | Führung | post-heroisches Management
tl;dr: Nur 9 % der Beschäftigten fühlen sich laut Gallup 2024 noch emotional mit ihrer Arbeit verbunden – das Vertrauen in Führung bröckelt. Wir sind überzeugt: Wirksame Führung beginnt mit Selbstführung. Wer sich selbst gut steuern kann – mit Klarheit, Resilienz und innerer Kohärenz – schafft Vertrauen, Orientierung und echte Verbindung. Genau hier setzen unsere Leadership-Trainings an: mit Tools wie dem Zürcher Ressourcenmodell, Reflexionsräumen und persönlicher Klarheitsarbeit. Führung beginnt bei dir.
Die aktuellen Zahlen des Gallup Engagement Index Deutschland 2024 zeigen eine dramatische Entwicklung: Nur noch 9 % der Beschäftigten sind emotional stark an ihre Arbeit gebunden – ein historisches Tief. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in Führungskräfte rapide. Nur noch 21 % der Mitarbeitenden sagen, dass sie ihrer direkten Führungskraft uneingeschränkt vertrauen.
Die Folgen sind gravierend: Geringe emotionale Bindung führt zu höheren Fehlzeiten, sinkender Loyalität und steigender Fluktuation. Die Gallup-Daten zeigen deutlich: Führung beeinflusst maßgeblich die Bindung von Mitarbeitenden – oder eben ihren Verlust.
Wir sind der Überzeugung: Wirkungsvolle Führung entsteht nicht allein durch Methoden, Zielvereinbarungen oder gute Kommunikation. Sie braucht vor allem Selbstführung.
In einer komplexen Welt ist Selbstführung entscheidend
In einer Arbeitswelt voller Veränderung, Unsicherheit und Komplexität gewinnt eine Kompetenz zunehmend an Bedeutung: Selbstführung. Wer andere gut führt, hat zuerst gelernt, sich selbst zu führen – denn nur so entstehen Stabilität, Klarheit und Präsenz, die Teams heute brauchen.
Selbstführung ist die Fähigkeit, sich selbst bewusst zu steuern – gedanklich, emotional und im eigenen Verhalten. Voraussetzung dafür ist, sich selbst zu reflektieren, eigene Impulse zu regulieren, Entscheidungen bewusst zu treffen und sich selbst und anderen gegenüber verantwortlich zu handeln. Das ist nicht wenig und vielleicht deshalb auch mehr ein Anspruch als ein zu erreichendes Ziel, mit dem man irgendwann fertig ist. Das Gute dabei ist: Anders als die Führung anderer, die nie vollständig kontrollierbar ist, liegt Selbstführung in der eigenen Hand.
Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt: Gerade in agilen Kontexten gewinnt die Kompetenz zur Selbstführung massiv an Bedeutung. Hier braucht es Selbstführung bei allen Beteiligten. Führungskräfte wirken hier als Vorbild, indem sie mit gutem Beispiel vorangehen. Sie agieren damit nicht nur effektiver, sondern wirken auch positiv auf Motivation, Vertrauen und Leistung ihrer Teams.
Gerade in Zeiten der Unsicherheit ist Selbstführung entscheidend. Wer gelernt hat, mit innerer Klarheit und Ruhe durch Komplexität zu navigieren, bietet seinem Team Orientierung und Halt. Diese innere Stabilität überträgt sich auf das Umfeld – sie macht Führung berechenbar, glaubwürdig und vertrauenswürdig.
Selbstführung wirkt – durch Kohärenz und Verhaltenseinladungen
Selbstführung wirkt dabei in mehrerlei Hinsicht:
Als Führungskraft lege ich in der Selbststeuerung meiner eigenen Bedürfnisse, Unsicherheiten, inneren Konflikten und Ressourcen die Grundlage für mein Verhalten anderen gegenüber. Das betrifft den konstruktiven und transparenten Umgang mit “schlechten Tagen” ebenso wie ein nachhaltiges Management der eigenen Ressourcen. Wer ihre Mitarbeiter:innen dazu anhält, Regenerationsphasen einzuhalten, aber selbst jeden Freitagabend noch bis 21 Uhr im Büro sitzt und E-Mails an Mitarbeitende verschickt, sendet inkohärente Signale und wird auch mit anderen Aussagen nicht ernst genommen. Ähnliches gilt für den Umgang mit Konflikten im Team. Wer gelernt hat, wertschätzend mit den eigenen widersprüchlichen Bedürfnislagen umzugehen, wird auch Spannungen im Team besser (aus-)halten und zu einer produktiven Lösung führen.
Führungskräfte mit guter Selbststeuerung wirken authentischer, sind klarer in ihrer Kommunikation und in der Lage, eigene Standpunkte zu relativieren und andere daneben gelten zu lassen. Ein solches Verhalten kultiviert langfristig psychologische Sicherheit und wirkt in der Beziehungsgestaltung mit anderen als Einladung zu: mehr (Selbst-)Vertrauen, Offenheit und einer größeren Bereitschaft, in Ungewissheit, Verantwortung zu übernehmen.
Wenn es an Selbstführung mangelt, entstehen Inkohärenzen zwischen Worten und Taten, Unsicherheit in der Kommunikation und letztlich ein Vertrauensverlust. Wer impulsiv oder unauthentisch führt, verwirrt sein Umfeld – und verliert an Wirkung.
In der Praxis zeigt sich das zum Beispiel in Meetings: Führungskräfte mit ausgewogenem Selbstwertgefühl müssen sich nicht dauernd beweisen. Sie lassen Raum für andere, hören zu, statt nur zu senden – und schaffen dadurch eine Kultur echter Beteiligung.
Wie Selbstführung entwickelt werden kann
Selbstführung ist eng verbunden mit der Persönlichkeit der Führungskraft und dennoch nicht einfach nur durch Anlage oder Glück gegeben, sondern kann gelernt und entwickelt werden. Unsere Führungskräftetrainings legen daher gleich zu Beginn einen Schwerpunkt auf:
1. Integration von emotionalen und kognitiven Anteilen
Selbstführung bedeutet, schnelle, intuitive Impulse (bei Daniel Kahnemann System 1) mit reflektierter, bewusster Steuerung (System 2) in Einklang zu bringen. Das von Maja Storch entwickelte Zürcher Ressourcenmodell (ZRM) bietet konkrete Ansätze, wie unbewusste Motive und reflektierte Ziele miteinander verbunden werden können. Unsere Teilnehmer:innen entwickeln mit diesem Tool ihre individuelle Haltung zum Thema Führung, die sie auch durch herausfordernde und unsichere Situationen trägt.
2. Persönliche Resilienz entwickeln
Im Flugzeug heißt es für den Notfall: Put on your own mask first before helping others. Ähnliches gilt auch für Führung: Nur wer selbst resilient ist, kann auch andere durch Unsicherheit und Druck führen. Dabei entsteht Resilienz, wenn ich:
- akzeptiere, dass Herausforderungen zum Leben gehören,
- schwierigen Gefühlen mit Selbstempathie statt Abwehr begegne,
- mich auf das konzentriere, was ich beeinflussen kann,
- meine Werte kenne und mich daran orientiere.
3. Klarheit über eigene Ausrichtung gewinnen
Wer als Führungskraft Orientierung geben soll, muss selbst wissen, wofür er oder sie steht. Das betrifft nicht nur die Strategie der Organisation, sondern die persönliche Antwort auf Fragen wie: Wann empfinde ich mein Tun als sinnvoll? Wofür möchte ich am Ende meines Berufslebens gestanden haben?
Diese Klarheit bildet das innere Koordinatensystem, das Führung verlässlich macht.
4. Innere Anteile integrierend steuern
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“, lies Goethe einst seinen Faust klagen. Dabei kann unsere innere Vielfalt – mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Stimmen und Rollen – außerordentlich wertvoll sein. Entscheidend ist jedoch, wie bewusst wir damit umgehen.
Ansätze wie das Innere Team (Schulz von Thun) oder das System der Inneren Familie (IFS) von Richard C. Schwartz zeigen Wege, wie ein Dialog mit unseren inneren Anteilen gelingen kann. Wenn innere Spannungen nicht beachtet werden, verlagern sie sich nach außen – etwa in widersprüchlichem Verhalten oder Entscheidungsunfähigkeit. Integrative Selbstführung schafft hier Kohärenz und Präsenz.
5. Reflexions- und Resonanzräume schaffen und nutzen
Selbstreflexion ist ein wichtiger Baustein in der Selbstführung, liefert aber eben nur einen Teil des Bildes. Ebenso wichtig sind Resonanzen und Rückmeldungen von anderen, die ihre Wahrnehmungen über das eigene Verhalten zur Verfügung stellen, Feedback anbieten und in sicherem Rahmen Möglichkeiten für die Weiterentwicklung bieten.
Peer-Coaching-Formate, kollegiale Beratung und die besondere Situationen von Trainings, in denen vertrauliche und sichere Räume entstehen, gerade weil die Personen privat oder beruflich außerhalb der Weiterbildung nichts miteinander zu tun haben.
Selbstführung ist mehr als ein Soft Skill – sie ist Grundlage guter Führung
Die Gallup-Studie zeigt deutlich: Emotionale Bindung entsteht durch Vertrauen, Präsenz und echte Verbindung. Führungskräfte, die das leben wollen, brauchen mehr als Tools. Sie brauchen einen bewussten Umgang mit sich selbst.
Dabei geht es nicht um Befindlichkeiten, sondern um die Voraussetzung für wirksame Führung in einer komplexen Welt.
Weitere Gedanken zum New Leadership findet ihr unserem New Leadership Handbuch: https://blog.thedarkhorse.de/das-new-leadership-handbuch
Infos zu unserer Weiterbildung zum Thema findet ihr hier:
https://www.darkhorseacademy.de/kurse/new-leadership/