Systemic Design Handbuch (2024):

Quelle: System Map der System Mapping Academy

Übersicht – was man über Systemic Design wissen kann.

  1. Was ist Systemic Design?
  2. Wie sieht der Systemic Design Prozess aus?
  3. Was ist System Mapping?
  4. Systemic Design Beispiele aus der Praxis
  5. Was sind Feedback-Schleifen?
  6. Vorteile von Systemic Design?
  7. Kostenloses Webinar: Interaktive Einführung in Systemic Design

1. Was ist Systemic Design?

Systemic Design ist eine Methodik, die Systems Thinking und Human-Centered Design mit dem Ziel integriert, komplexe System-Herausforderungen besser zu gestalten.

Im Gegensatz zu Methodiken wie Design Thinking oder Lean StartUp geht es bei Systemic Design also vor allem darum, Systeme zu gestalten – nicht „nur“ das Wertversprechen einzelner Produkte oder Services.

Allerdings können auch Produkte und Services als System betrachtet werden, z.B. die Wertschöpfungskette und deren Akteure bzw. die Lebenszyklus-Phasen eines Produkts, inkl. der nachgelagerten Phasen „End-of-Life“ und deren Akteure.

Zunehmend Verwebdung findet Systemic Design auch im Organisationskontext, insbesondere als Methodik zur Organisationsentwicklung. Denn:

94% der Probleme am Arbeitsplatz sind systemisch…

Edward Deming, 2018

2. Wie sieht der Systemic Design Prozess aus?

In Zusammenarbeit mit der System Mapping Academy haben wir einen Prozess entwickelt, der durch die unterschiedlichen Systemic Design Methoden durchführt.

Quelle: Darstellung von Fabian Gampp, System Mapping Academy

Der Systemic Design Prozess ist in fünf Phasen aufgeteilt:

  1. Frame & Explore: In dieser ersten Orientierungsphase geht es darum, den Gestaltungsrahmen zu definieren. Welches System wird betrachtet, welche Faktoren werden nicht mehr betrachtet? Welche Akteure spielen eine Rolle und in welchen Machtverhältnissen stehen diese?

    Basierend auf diesem Rahmen wird das zu gestaltende System exploriert. Dazu werden unterschiedliche Recherche-DAten hinzugezogen, z.B. Interviews, Studien, Beobachtungen, etc.
  2. Visualize the System: basierend auf den Recherche-Ergebnissen wird nun eine Visualisierung des Systems erstellt, um die Komplexität besser verstehen zu können. Dazu werden Methoden wie Causal-Loop-Diagramme, Stakeholder-Karten, etc. genutzt
  3. Identify Leverage Points: In diesem Schritt werden durch die Nutzunh weiterer Methoden mögliche Punkte für Veränderung identifiziert. Diese werden auch Hebelpunkte oder Akkupunkturpunkte genannt. Im Gegensatz zu nutzerzentrierten Methoden wird hier über eine Vielzahl von Ansatzpunkten nachgedacht und nicht nur auf ein Problem reduziert (sogenanntes Portfolio-Denken).
  4. Create System Intervention: dieser Schritt ist ein kreativer Problemlösungsprozess, in dem neue Konzepte & Ideen entwickelt werden, um die Hebelpunkte aus Schritt 3 zu aktivieren und zu nutzen.
  5. Prototype & Validate: in diesem letzten Schritt werden die Konzepte nun in Prototypen und Experimente weiterentwickelt und im System getestet und validiert. So entsteht eine Lernschleife über die Auswirkungen dieser Interventionen.

Wie in der Grafik oben bereits visualisiert, nehmen Systemic Designer*innen in jeder Phase sowohl die System- als auch die Nuzer*innen-Perspektive ein. Dieses ständige Wechseln der Perspektive ist extrem wichtig im Systemic Design Prozess, ist mental aber auch ebenso herausfordernd.

Dieses Youtube-Video gibt einen schnellen Überblick darüber, wie insbesondere Schritt 4 und 5 im Systemic Design Prozess helfen können:

Neugierig geworden?
➝ Lerne die Systemic Design Methodik und eine Vielzahl von Tools und Methoden kennen, um Systeme besser gestalten zu können. Unser berufsbegleitender Remote-Kurs vermittelt Überblick und Orientierung in diesem Bereich.

3. Was ist System Mapping?

System Mapping ist die Visualisierungstechnik im Systemic Design. Dazu werden verschiedene Visualisierungsmethoden genutzt. Neben Stakeholder-Maps ist die häufigste Visualisierung ein Causal-Loop Diagramm.

Quelle: Medium

Im Gegesantz zur Stakeholder-Map werden bei einem Causal-Loop-Diagramm die Dynamiken im System visualisiert, unabhängig von Akteuren. Im Diagramm werden kausale Zusammenhänge dargestellt, die häufig zu Feedback-Schleifen führen und damit die Dynamiken eines Systems sehr gut erklären können.

In diesem Video werden unterschiedliche Visualisierungstechniken in aller Kürze vorgestellt (auf englisch):

Quelle: Systems Innovation, Youtube

4. Beispiele für System Maps

Neben nicht-öffentlicher System Maps aus dem kommerziellen Bereich existieren eine Reihe von öffentlicher System Maps, die als Beispiele sehr schön veranschaulicht wurden.

  • Karte zur Offenheit des deutschen Innovationssystems: hier wurden Dynamiken untersucht, die die Offenheit des deutschen Innovationssystems stärken können. Die ganze Karten ist hier interaktiv klickbar.
  • Wellbeing in Cities: In diesem Beispiel wurde untersucht, welche Einflussfaktoren die Lebensqualität von Jugendlichen in einer rumänischen Stadt haben und wie die Qualität insgesamt zu steigern ist.
Quelle: System Mapping Academy

Neugierig geworden?
➝ Lerne die Systemic Design Methodik und eine Vielzahl von Tools und Methoden kennen, um Systeme besser gestalten zu können. Unser berufsbegleitender Remote-Kurs vermittelt Überblick und Orientierung in diesem Bereich.

5. Was sind Feedback-Schleifen und warum sind diese so wichtig?

Dieses Video verdeutlicht sehr gut Feedback-Schleifen in einem (natürlichen) System und warum ein genaues Verständnise solcher Dynamiken so wichtig ist, um Systeme nachhaltig und sinnvoll gestalten zu können. Aus diesem Grund ist Sstem Mapping einer der wichtigsten Schritte im Systemic Design Prozess.

6. Vorteile von Systemic Design

Im Vergleich zu Methodiken wie Dsign Thinking, Lean StartUp & Co. fokussiert Systemic Design auf Verbesserung der Gesundheit des gesamten Systems und nicht nur auf die Zufriedenheit einzelner Akteure (bzw. Zielgruppen).

Damit entstehen einige Vorteile dieser Methodik:

  • Ganzheitlicher Blickwinkel: Systemic Design berücksichtigt das umfassende System, um zugrunde liegende Probleme zu erkennen und nachhaltige Lösungen zu schaffen, die die Interaktionen zwischen Komponenten berücksichtigen.
  • Langfristige Wirkung: Systemic Design zielt auf langfristige und nachhaltige Veränderungen ab, indem es tiefergehende Ursachen von Problemen angeht und Lösungen entwickelt, die lang anhaltende Auswirkungen haben.
  • Systemischer Wandel: Systemic Design zielt darauf ab, ganze Systeme neu zu gestalten, was transformative Veränderungen ermöglicht und bestehende Paradigmen infrage stellt. Es geht über inkrementelle Verbesserungen hinaus und fördert ganzheitliche Transformation.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Systemic Design fördert die Zusammenarbeit unterschiedlicher Expert*innen, um vielseitige und innovative Lösungen zu schaffen, die diverse Perspektiven integrieren.
  • Lösung komplexer Probleme: Systemic Design ist besonders geeignet, um komplexe und schwer fassbare Probleme anzugehen, indem es Zusammenarbeit, Stakeholder-Einbindung und ein tiefes Verständnis der zugrunde liegenden Dynamiken betont.
  • Anpassungsfähigkeit und Resilienz: Systemic Design entwickelt Lösungen, die sich an neue Bedingungen anpassen können und widerstandsfähig gegenüber Unsicherheiten sind, indem es die Fähigkeit zur Antizipation von Veränderungen fördert.

Insgesamt ist Systemic Design also als Ergänzung und Weiterentwicklung der klassischen nutzerzentrierten Methodiken zu verstehen und nicht als Ablösung. Die Wahl der Methodik hängt sehr stark von der Zielsetzung und vom Kontext ab und sollte wie immer nur als Mittel zum Zweck verstanden werden und nicht anders herum.

“Service design is great for understanding the as-is state, but Systems Thinking is better for understanding what’s really going on.”

Mike Laurie, Medium, 2023

7. Kostenloses Einführungs-Webinar in Systemic Design

Wer noch tiefer in die Systemic Design Methodik eintauchen will und selbst einmal ausprobieren möchte, wie sich Systemic Design, insbesondere System Mapping live und in Farbe anfühlt, dem bieten wir in monatlichen Abständen ein kostenloses Einstiegsseminar an (ca. 2 Std. Dauer). Genaue Termine und Anmeldung erfolgt über diesen Link:

Interaktive Einführung in Systemic Design

Das Webinar richtet sich insbesondere an Innovator*innen, Designer*innen und Organisationsentwickler*innen, da wir Systemic Design vor allem in diesen Kontexten nutzen.