Was ist ein Design Thinking Sprint?

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Design Thinking | Design Sprint | Agilität

tl;dr Sprints und agiles Arbeiten sind in aller Munde. Es gibt Google Sprints, Design Sprints, UX Sprints, Scrum Sprints, … und auch Design Thinking Sprints. Aber was steckt eigentlich dahinter und was sind die Unterschiede?

Dieser Artikel ist ursprünglich als Gastbeitrag von unser lieben Mia auf dem Elevate X Blog erschieben.

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Sprint ist ein Format, keine Methode

Zahlreiche Agenturen und Beratungen bieten derzeit Sprints an, jede agile Organisation sprintet. Der Sprint gehört zum guten Ton. Doch was ist eigentlich ein Sprint und wie unterscheiden sich die verschiedenen Sprints? 

Sprint ist ein Format und stammt aus dem Scrum-Ansatz (agile Software Entwicklung). Es dient dem fokussierten Abarbeiten ohne Ablenkung und Zerstreuung mit klarem Ergebnisziel, in einer vorher festgelegten Zeit. In einem Sprint kommt ein Team für eine festgelegte Anzahl von Tagen am Stück zusammen.

Ist Design Thinking Sprint nur ein anderer Name für Google-Sprint? 

Der Google-Sprint oder Design-Sprint (oder auch UX Sprint), ist ein Schritt-für-Schritt-Prozess, um neue Produktideen oder -weiterentwicklung in nur vier bis fünf Tagen mit einem interdisziplinären Team und Nutzern zu erstellen und zu evaluieren.

Er funktioniert nach einem festgelegten Rezept, welches eindeutig, klar verständlich formuliert und bis auf die Stunde genau getaktet ist. Dauer, Methoden, Ergebnisse – alles wird „einfach” abgearbeitet und nach dem sehr präzisen Rezept befolgt.

Was ist denn nun Design Thinking?

Design Thinking ist das Gegenteil von Präzision. Der Begriff entstand in der Design-Forschung, um die Denkweise von Designern zu beschreiben.

Heute wird aber unter Design Thinking häufig der Best-Practice-Ansatz von der amerikanischen Produktentwicklungsfirma IDEO verstanden. Dieser gibt konkrete Empfehlungen für Prozess, Methoden, Zusammenarbeit und innere Haltung bei kollaborativer Konzeptarbeit.

Design Thinking Mindset und Kultur
„Was ist Design Thinking?“ Collage 🙂

Wir definieren Design Thinking als eine Mischung aus Methoden & Haltung, die gut mit Unsicherheit umgeht und dennoch Struktur für die Entwicklung von nutzerzentrierten Lösungen bietet. Design Thinking beruht auf Kollaboration, Iteration & Nutzerzentriertheit und wird meistens im Innovationskontext angewendet.

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Design Thinking ist kein Rezept, sondern Kochkunst.

Im Vergleich zum Google Sprint bietet Design Thinking ein Mindset, das mit einer umfassenden und offenen Toolbox ausgestattet ist.

Der »Koch« entscheidet auf Basis von Thema, Situation und Team, welche Methode wie lange und zu welchem Zweck eingesetzt wird. Statt Zutaten Anweisungen und Verarbeitungsschritte zu befolgen, denkt man in Richtung Ziel, mit dem Ergebnis genau den Geschmack des Nutzers treffen zu wollen. Wir reden hier eher von einer Vielzahl von abgestimmten Fähigkeiten einer Person als von einem Rezept.

Wir wollen aber noch einen sehr wichtigen Punkt zu dieser Debatte ergänzen: Ein Google Sprint startet nicht am selben Punkt wie ein Design Thinking Prozess.

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Der Startpunkt ist entscheidend: Grüne Wiese oder grüne App?

Wenn völlig klar ist, welches Problem wir adressieren, für welchen Nutzer wir entwickeln und wenn wir vielleicht schon den groben Lösungsansatz kennen (App, Software, digitaler Service etc.), dann haben wir die Elemente für einen Google Sprint beisammen und können starten.

Haben wir allerdings kein klares Problemverständnis, auch bekannt als fuzzy problem, und somit auch keinen ganz klaren Nutzer oder Lösungsraum definiert, dann lohnt es sich den explorierenden und offenen Charakter des Design Thinking Ansatzes zu nutzen!

Wir starten also nicht mit der Frage »Wie soll das Nutzer-Erlebnis sein (User Experience / UX Sprint)?« sondern mit einer oder mehreren offenen Fragestellungen, bei denen die Ergebnisse einen viel größeren Spielraum haben.

Wir kümmern uns um die häufig vernachlässigte Aufgabe, ein klares Verständnis für den Problemraum und die Nutzer*innen zu bekommen.

Die gute Nachricht: Design Thinking geht auch als Sprint!

Es ist wesentlich anspruchsvoller, die mindset-basierte und freiere Arbeitsweise vom Design Thinking in ein standardisiertes Format zu überführen. Das gelingt auch nicht zu 100%.

In einem Design Thinking Sprint kann nicht alles geplant und checklistenhaft abgearbeitet werden. Wir müssen improvisieren und spontan umplanen können und die darin innewohnende kreative Energie nutzen. 

Es ist also möglich, Design Thinking in standardisierter Form umzusetzen, aber es gleicht eher einem Kochbuch von Paul Bocuse. Der Begründer der Nouvelle Cuisine pflegte nur sehr vage Instruktionen niederzuschreiben, daher brauchen wir mehr Übung und Gefühl als bei einem Jamie-Oliver-Bestseller.

Welcher Sprint ist denn jetzt für mich der bessere?

Ist das Wertversprechen (Value Proposition) für die Nutzer*innen/Kund*innen klar, bietet der Google Sprint ein Top-Anschlussformat, um die detaillierten Funktionen der Lösung auszuarbeiten. Die Übergänge sind dabei fließend (z.B. auch zu einem User Interaction [UI] Sprint, bei dem es dann um die Ausgestaltung der konkreten Interaktion [Interaction Design] geht).

Alle diese Themenbereiche lassen sich auch mit Hilfe eines Design Thinking Sprints erarbeiten. Wer gerne improvisiert, statt Rezepte zu befolgen, dem bietet Design Thinking im Sprintformat Flexibilität und Raum, um individueller auf sich ändernde Situationen eingehen.

Der Design Thinking Sprint ist vor allem das Mittel der Wahl, wenn das Problem noch nicht ganz klar ist.

“Wer also freier explorieren möchte und dadurch mehr Flexibilität braucht, ist beim Design Thinking Sprint besser aufgehoben.


Design Thinking Sprint als vages Rezept

Als Startpunkt brauchen wir eine gut definierte Challenge. Um diese final zu entwickeln und in das Thema und den Prozess einzutauchen, findet im Vorfeld ein Kick Off statt. 

Falls die Teilnehmenden noch eine Methodenauffrischung oder ein Training brauchen, empfehlen wir die Teilnahme an einem 1-tägigen Design Thinking Workshop, um (noch einmal oder zum ersten Mal) Erfahrungen mit dem Empathie-Mindset an einem alternativen Übungsthema zu sammeln. 

Design Thinking Kick Off Workshop & Vorbereitung und Methodentraining

Wir empfehlen außerdem, den Sprint in zwei Arbeitsblöcke aufzuteilen (3 Tage »Explore & Create« und 2 Tage »Evaluate«), da im ersten Teil des Sprints noch nicht feststeht, auf welchen Nutzer wir uns fokussieren werden.

Design Thinking Sprint - Wir empfehlen außerdem, den Sprint in zwei Arbeitsblöcke aufzuteilen (3 Tage »Explore & Create« und 2 Tage »Evaluate«)

Erst nach der Explore-Phase sind wir in der Lage geeignete Nutzer- und Testpersonen zu rekrutieren.

Design Thinking Sprint - Wir empfehlen außerdem, den Sprint in zwei Arbeitsblöcke aufzuteilen (3 Tage »Explore & Create« und 2 Tage »Evaluate«)

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der kann mal in unserem Kochbuch für Design Thinking schnuppern. Dort findet Ihr Details und Erläuterungen zu den Phasen Explore, Create, Evaluate: www.digital-innovation-playbook.de

Und wer sich als Design-Thinking-Koch ausprobieren möchte, kann mal in unserer Academy vorbeischauen.

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1 Kommentare

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